Risikoprämien für Aktien

Im Longroom des FT Alphaville Blogs – einem Forum für professionelle Investoren – hat ein User ähnliche Gedanken zur Bewertung des Aktienmarkts gemacht wie ich in einem früheren Beitrag. Allerdings bezog er sich auf historische Aktienrisikoprämien (Equity Risk Premium /ERP ). Demnach lägen derzeit die globalen Risikoprämien für Aktien mit 5,3% deutlich über dem historischen Durchschnitt von 3%. Das heißt, man könnte sogar eine weiter Annäherung an den Durchschnitt erwarten. Sprich entweder bedeutet das Aufholpotential für die Aktienmärkte – das Gap würde über die Aktien geschlossen – oder   Aktien würden bei einem Anleihen Crash weniger stark fallen  – das Gap würde über die Anleiheseite geschlossen.

Ebenso kommt ein Beitrag auf Seeking Alpha ( A View From The Top: Historical P/E Ratios At Market Peaks ) zu der Einschätzung, dass beispielsweise der S&P 500 zwar auf Alltime High notiere, die Bewertung aber historisch noch nicht so luftig sei wie während anderer Boom- und Übertreibungsphasen am Aktienmarkt.

Das mag zwar stimmen, doch macht es natürlich Sinn, trotzdem auch schon jetzt nach Alternativen Ausschau zu halten, denn Risiken – nicht nur ökonomische – scheinen derzeit an jeder Ecke zu lauern.

Leider habe ich das Datenmaterial, auf das sich der User im Longroom bezieht, nicht zur Hand. Aber natürlich sind das Durchschnittszahlen. Hierbei muss man miteinkalkulieren, dass natürlich unterschiedliche Regionen (EM vs DM) und Sektoren (Consumer Defensive vs Energy, Mining, Financials) evtl. die Chancen rosiger malen als sie tatsächlich sind.

Auch während der letzten beiden Krisen, gab es natürlich Bereich im Aktienmarkt (Old Economy Aktien 2001/2002) und unter anderen Anlageklassen (Yen Government Bonds 2008), die die Abwärtsbewegungen nur sehr begrenz oder sogar gegenläufig bzw. umgekehrt proportional mitgemacht haben.

Welche das in einer zu erwartenden globalen Korrektur oder Krise sein mögen, kann man heute natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Allgemein würden die Profis öffentlich sagen, dass man internationale Qualitätswerte haben sollte. Hört sich gut an. Ginge es um das Überleben des Geschäftsmodells in einem eventuell finalen Crash, würde ich dem zustimmen. Daran glaube ich aber derzeit nicht. Mir scheint eine Bewertungskorrektur fürs erste Wahrscheinlicher. Und hier würde mich dann die Performance der sogenannten Underowned Investments interessieren. Da diese eben per Definition nicht überproportional in den Portfolios vertreten sind, würden sie auch nur unterproportional verkauft werden. Der Druck von der „Geberseite“ würde hier insgesamt weniger stark sein. Natürlich sind hier keine Hardcore-Turnaround Kandidaten gemeint, sondern große sich in einer Transformation befindlichen Konzern. Wir werden sehen und ich werde mich damit auch weiter auseinandersetzen.

 

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